Liebesromane

Verliebt in den Sturm

Als der Himmel das Meer küsste

  • Autor
    Marilia Grossmann & Agnes Adamkowska
  • ISBN-13
    979-8298443739
  • Sprache
    Deutsch
  • Format
    Taschenbuch, E-Book
  • Verlag
    KDP Kindle
  • Abmessungen
    13,5 × 21,5 cm
  • Seitenanzahl
    292
  • Erscheinungsdatum
    16.08.2025
  • Kategorie
    Liebesromane / Romane
  • Serie
    Nein
  • Preis
    € 14,99 (Taschenbuch) / € 2,99 (E-Book)
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Manchmal beginnt eine Geschichte ganz leise – mit dem Rauschen des Meeres, dem Duft von Salz in der Luft, oder einem Traum, der uns beide nicht mehr losgelassen hat. Verliebt in den Sturm war für uns eine Reise, die nicht nur auf den Seiten dieses Buches stattfand, sondern auch in unseren eigenen Herzen.

Wir wollten eine Geschichte schreiben, die von der Liebe erzählt – nicht von der einfachen, leichten, sondern von jener Liebe, die alles verwandelt. Eine Liebe, die größer ist als Zeit und Land, die uns zwingt, Abschied zu lernen und dennoch Hoffnung zu behalten. Eine Liebe, die nicht verschwindet, sondern ihre Gestalt ändert – so wie das Meer niemals stillsteht und doch immer dasselbe bleibt.

Vielleicht habt ihr während des Lesens gelächelt, vielleicht geweint. Vielleicht habt ihr euch in Heroine wiedergefunden oder im Glanz von Luciens Augen gespiegelt. Vielleicht habt ihr gespürt, dass manche Geschichten nicht enden, wenn die letzte Seite erreicht ist, sondern in uns weiterleben – wie Ebbe und Flut, die nie aufhören, das Ufer zu berühren.

Für uns beide war dieses Buch mehr als Worte. Es war ein Teilen von Sehnsucht, ein Stück Herz, das wir auf Papier gelegt haben. Und nun, da ihr bis hierher gelesen habt, tragen wir die Hoffnung, dass euch diese Geschichte ein kleines Stück berührt hat – so, wie das Meer jeden Strand berührt, den es erreicht.

Manche Kapitel im Leben schreibt das Meer, andere schreibt das Herz – und manchmal verweben sich beide zu einer Geschichte, die uns verändert. Für uns war dieses Buch genau das: eine Erinnerung daran, dass das Leben immer größer ist, wenn wir uns trauen, zu fühlen. Wenn ihr nach dem Lesen hinausgeht und das Rauschen des Windes, das Glitzern des Wassers oder einfach nur den Blick eines geliebten Menschen mit neuen Augen seht, dann hat diese Geschichte ihren Sinn erfüllt.

Danke, dass ihr euch mit uns auf diese Reise eingelassen habt. Danke, dass ihr Heroine begleitet habt, Lucien begegnet seid und euer eigenes Herz zwischen Sturm und Stille gespürt habt.

Möge auch euer eigener Sturm euch einmal die Wahrheit zeigen. Und möge das Schweigen danach voller Liebe sein.

Marilia & Agnes

Ein Liebesroman von

Agnes ADAMKOWSKA ✦ Marilia GROSSMANN

Die Nacht fiel wie ein Samttuch über die Küste, und der Leuchtturm von Marenveil hob sein Auge aus Licht, als wollte er die Finsternis freundlich beim Namen nennen. Unten zogen die Wellen silbrige Furchen, die im Mondschein funkelten, und der Wind trug den Duft von Tang und nassem Stein durch die Gassen des Städtchens. Heroine Marenveil stand auf der Mauer am Kliff, barfuß, das Kleid an den Knöcheln feucht vom Sprühregen, und lauschte. Sie behauptete, das Meer singe manchmal – nicht für jeden, aber für jene, die eine Antwort in sich trügen.

Heute sang es.

Erst leise, wie durch den Ärmel eines Mantels, dann lauter, bis der Klang wie eine zarte Saite zwischen Herz und Horizont vibrierte. Etwas veränderte die Luft; der Druck vor einem Gewitter, das Knistern eines Versprechens. Über dem Wasser türmten sich Wolken, so hoch wie Kathedralen, und zwischen ihnen flackerte Licht. Kein Donner, noch nicht. Nur ein fernes Flüstern, ein Atemholen des Himmels.

„Du solltest hinein, Kind,“ rief ihr Vater vom Turmfenster. Seine Stimme klang rau vom Salz und den Jahren. „Der Sturm dreht.“

Heroine hob die Hand zum Gruß. „Nur einen Moment,“ rief sie zurück – und meinte damit das Unmögliche: noch einen Atemzug, noch eine Welle, noch einen Blick auf die Linie, wo Welt in Wunder kippt.

Da sah sie das Segel.

Ein dunkler Keil, der gegen die aufschwellende See kämpfte; ein Schiff, zu leicht für diese Launen des Wetters, zu stolz, um sich rechtzeitig in die Bucht zu retten. Der Wind riss an den Tauen, die Rah knarrte, und das Licht des Turmes glitt wie eine helfende Hand über den Mast, über die nassen Planken, über eine Gestalt an der Reling, die sich mit beiden Armen gegen die Böen stemmte.

Etwas in Heroine sprang an wie eine Flamme, die sich an Erinnerung entzündet, obwohl es keine geben konnte. Sie kannte ihn nicht, den Fremden auf dem schwankenden Deck – und doch fühlte sie ein seltsam klares Ziehen, als hätten ihre Schritte längst den Weg zu ihm gelernt.

Der erste Donner traf, rollte über die See und brach sich am Fels wie eine Trommel. Die Gischt stob über das Kliff; kalter Regen tupfte Heroines Wangen. Hinter ihr sprintete ihr Vater über die Treppe hinab, die schwere Tür auf, der Ruf nach den Männern am Hafen – Seile, Laternen, Decken! – mischte sich mit dem Bellen der Hunde, dem Läuten der kleinen Glocke, die im Ort Hilfe bedeutete. Fenster klappten auf, Schatten wurden zu Gestalten, und aus der Stille der Nacht wuchs ein Chor aus Rufen und Schritten.

Heroine rannte.

Den Pfad hinunter, der zwischen Hagebutten und Strandhafer verlief, über die rutschigen Steine, vorbei an Violetta Duclair, die mit einem Mantel und einer Laterne herbeistürzte. „Bist du verrückt?“ keuchte Violetta, aber ihre Augen glänzten, und sie folgte, wie immer, wenn Heroines Herz lauter sprach als die Vernunft.

„Da draußen ist jemand,“ rief Heroine gegen den Wind, „und das Meer wird ihn nehmen, wenn wir nicht schneller sind.“

Am Strand waren die Männer schon bei den Booten, die Riemen klapperten, das Wasser schob in schweren Zügen auf den Kies. Adrien Moreau, sauber gekleidet trotz der Eile, stampfte durch die Brandung, die Hosen an den Waden dunkel. „Zurück!“ rief er Heroine zu. „Das ist kein Ort für dich.“

Sie blieb nicht stehen. „Dann mach ihn zu einem Ort für uns alle,“ gab sie zurück, und es war kein Trotz darin, nur eine Notwendigkeit. Adrien blinzelte, als hätte der Wind ihm Sand ins Auge geweht, und griff nach einem Seil.

Das Boot sprang in die Wellen wie ein junger Hengst. Zwei Männer an den Riemen, Adrien am Bug, Heroines Vater am Heck, die Laterne an einem Haken. Heroine hielt das zweite Seil, das an Land blieb, die Hände brennend vom nassen Hanf, Violetta neben ihr, beide standhaft wie Pfähle in der Flut. Der Regen kam jetzt in schrägen Strichen, der Himmel zerriss. Zwischen zwei Blitzen sah Heroine das Schiff ganz nah: die gebrochene Rah, das schlagende Segel, und – sie hielt den Atem – einen jungen Mann, der über die Reling stürzte, wie ein zu spät geschrienes Wort.

„Da!“ rief sie, und das Meer verschluckte den Rest.

Das Boot tauchte, die Laterne beschrieb einen goldenen Halbkreis, Rufe, Ruderschläge, ein Seil flog, verschwand, tauchte wieder auf. Dann – ein Schatten zwischen Schaum und Dunkel, ein Arm, der den Strick fand, eine Hand, die Heroines Herz so fest packte, als hielte sie selber sie. Die Männer zogen, fluchten, rutschten. Das Boot legte sich auf die Seite, fing sich wieder. Und schließlich lag er da, halb im Wasser, halb im Holz, die Haare wie schwarzer Tang in der Stirn, die Wimpern vom Regen schwer, der Mund erschöpft geöffnet, als trinke er zum ersten Mal Luft.

„Lebt er?“ Violettas Stimme war ein Gebet.

„Er lebt,“ sagte Heroines Vater, und seine Stimme war weich, wie wenn er zu einer verletzten Möwe sprach. „Hilf uns, Mädchen!“

Sie liefen, zogen, schoben, bis der Fremde am Ufer auf nassem Kies lag. Heroine kniete neben ihm, legte ihm ihren Mantel um die Schultern, während Adrien mit hartem Atem die Männer sortierte, Befehle gab, Ordnung in den Tumult brachte. Ein weiterer Donnerstoß, noch näher, und das Schiff draußen brach endgültig, ein langer Schmerz im Holz, der das Meer erzittern ließ. Die Flut nahm, was sie wollte.

Der Fremde hustete. Ein Ton, erst rau, dann heller, und die Augen öffneten sich. Grau, als hätten sie gerade den Nebel getrunken; und doch warm, als wüssten sie den Namen des Sommers. Er blickte zu Heroine, als hätte er lange nach genau diesem Gesicht gesucht.

„Wo… bin ich?“ fragte er heiser, und sein Akzent legte weiche Schatten unter die Worte.

„In Marenveil,“ sagte Heroine. Ihr war, als müsse sie das festhalten, damit es nicht fortgeschwemmt würde. „An der Küste. In Sicherheit.“

„Sicherheit,“ wiederholte er, als prüfe er das Wort zwischen den Zähnen. Dann huschte ein kaum sichtbares Lächeln über seine Lippen. „Ein schönes Lied.“

„Er halluziniert,“ murmelte Adrien, aber es klang nicht unfreundlich. „Bringt ihn ins Haus der Witwe Saint-Cyr. Dort ist Platz und Wärme.“

Die Männer hoben den Fremden an. Er verzog das Gesicht, als schmerzten die Rippen, legte trotzdem eine Hand auf Heroines Mantel, so leicht, dass es kaum mehr als eine Geste war. „Wie heißt… der Leuchtturmengel?“ fragte er, und Violetta prustete leise vor Schreck und Freude.

Heroine spürte, wie die Hitze in ihre Wangen stieg, trotz Regen und Wind. „Heroine,“ sagte sie. „Heroine Marenveil.“

„Lucien,“ erwiderte er, kaum hörbar.

Lucien d’Aubremont.“

Der Himmel brach auf, ein letzter, gleißender Blitz, der die ganze Bucht in Weiß tauchte. Für einen Herzschlag lang sah Heroine alles scharf: das Wasser wie zersplittertes Glas, die schimmernden Tropfen an Luciens Wimpern, Adriens Blick, in dem ein Winter zu ahnen war, und die Linie des Leuchtturms, der stand, als könne er jeden Sturm ertragen.

Dann fiel die Dunkelheit wieder weich. Der Regen ließ nach, als sei der Himmel milde geworden. Und während die Männer Lucien forttrugen, ging Heroine nebenher, den Mantel fest um seine Schultern, den Blick nach vorn – und irgendwo, ganz leise, sang das Meer ein neues Motiv. Es klang wie Anfang.