DAS OCULUS IMPERIUM
Die Chronik des gescheiterten Magiers

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Autor
Marilia Grossmann -
ISBN-13
nein -
Sprache
Deutsch -
Format
E-Book -
Verlag
KDP Kindle Seiten -
Abmessungen
-
Seitenanzahl
27 -
Erscheinungsdatum
25.08.2025 -
Kategorie
Novellen -
Serie
nein -
Preis
€ 1,49 (E-Book) -
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Ein Magier ohne Macht. Ein Zeichen, das nicht gehorcht. Ein Funke, der das Imperium ins Wanken bringt.
Kael gilt seit seiner Geburt als Versager. Gezeichnet vom Oculus Imperium, dem Symbol kaiserlicher Kontrolle, war er nie in der Lage, Magie zu wirken – bis zu jener Nacht, als alles zerbricht.
Was als Spott beginnt, endet in einer unkontrollierten Explosion, die das Fundament des Konklaves erschüttert und Kael von einem Niemand zur gefährlichsten Waffe der Stadt macht.
Gejagt von den Magiern, verführt von dem dunklen Malachar und bewundert von den Vergessenen in den Kanälen, steht Kael vor der Entscheidung:
Wird er ein Werkzeug der Furcht?
Oder der Funke einer neuen Hoffnung?
„Das Oculus Imperium“ ist eine düstere Fantasy-Novelle über Macht, Freiheit und den Mut, den eigenen Weg zu gehen. Atmosphärisch, intensiv und mit poetischer Sprache entführt dich die Geschichte in die geheimnisvollen Gassen von Magilans-Stadt – dorthin, wo Schatten flüstern und Funken das Schicksal verändern.
Für Leserinnen und Leser von Dark Fantasy, die mehr suchen als nur Schlachten: eine Geschichte über Widerstand, Verführung und die Wahl, die alles entscheidet.

Eine Novelle von
Marilia Grossmann
Die Sonne von Magilans-Stadt warf gleißende Lichter auf den Platz der Geborenen, doch für Kael fühlte sich jeder Tag hier an wie ein Gang durch Schatten. Vor ihm, auf dem polierten Obsidiandom des Konklave-Gerichts, thronte Valerius. Sein Gewand, geziert vom flimmernden Zeichen des Phönix, sog das Licht des Platzes in sich hinein, als wäre er selbst die Sonne.
„Kael, Träger des Oculus Imperium“, höhnte Valerius, und seine Stimme hallte über die Menge. „Zeig uns doch endlich die Macht, die in dir schlummert. Oder ist das Kaiserliche Auge nur ein… Schönheitsfleck?“
Gelächter brandete auf. Kael, dem mit dreißig Jahren nichts geblieben war außer der Scham, eine lebenslange Enttäuschung zu sein, spürte die Blicke wie Nadelstiche auf der Haut. Er ballte die Fäuste. Das vertraute, hasserfüllte Summen begann in seinem Schädel zu grollen – das Summen der Magie, die er nie beherrscht hatte. Die Luft flirrte von den Auren der anwesenden Magier: grüne Schleier, pulsierende rote Flammen, schimmernde Blautöne – ein Festmahl, an dem er nicht teilhaben durfte.
„Versuch es doch“, zischte Valerius und ließ eine kleine Flamme über seine Finger tanzen – ein orangefarbenes Lüstchen, kaum mehr als Spott. „Verbrenn wenigstens deine Robe, damit dieser Anblick endlich ein Ende hat.“
Wut, scharf wie eine Klinge, durchzuckte Kael. Er streckte die Hand aus, konzentrierte sich – wie schon tausend Male zuvor – auf den schlichtesten Zauber, den Funken der Entzündung. Doch nichts geschah. Nur Valerius’ höhnisches Lachen hallte über den Platz.
Dann aber veränderte sich die Welt. Die Flamme des Phönix-Magiers zuckte. Kael spürte einen grausamen Zug in seiner Stirn, genau dort, wo das Oculus Imperium eingebrannt war. Ein Abfluss öffnete sich. Die Flamme erlosch nicht – sie riss sich von Valerius’ Fingerspitzen los, schoss wie ein kleiner Komet auf Kael zu und wurde verschlungen.
Eine winzige, orangefarbene Wärme sammelte sich hinter seinen Augen. Verfügbar.
Valerius’ Spott erstarrte. Zuerst Verwirrung. Dann ungläubiger Zorn.
Da durchschnitt ein Schrei die Luft, diesmal kein Gelächter, sondern nackte Angst. Von der anderen Seite des Platzes brach eine Kreatur hervor – geformt aus ölschwarzem Schatten. Sie schleuderte die Wachen beiseite, stampfte durch die Menge und richtete ihre blutroten Glasaugen auf Valerius. Panik ergriff den Platz.
Die Kreatur hob ihre Klaue.
Instinktiv, ohne zu denken, streckte Kael die Hand nicht gegen das Ungeheuer, sondern auf den Schutzschild eines fliehenden Wächters. Das hellblaue Leuchten des Schildes erstarb in einem Sog, der in Kaels Stirn zum Mahlstrom wurde. Die Energie floss in ihn, eiskalt und berstend, vermischte sich mit der orangen Wärme von Valerius’ Flamme und kochte zu einem brodelnden, unkontrollierbaren Wirbel.
Die schwarze Kreatur holte zum Schlag gegen Valerius aus.
Und Kael schrie.
Es war kein Schrei der Angst, sondern der Aufschrei eines Druckkessels, der zerspringt. Die gesammelte Kraft – die orangefarbene Verachtung und die eisblaue Härte des Schildes – brach aus ihm hervor.
Doch es war kein Zauber, kein gezielter Schlag. Es war eine Kettenreaktion.
Ein farbenblinder Blitz entlud sich von Kaels Körper, griff alles um ihn herum.
- Die steinernen Fliesen des Platzes barsten unter seinen Füßen.
- Die marmornen Säulen des Gerichts zersprangen, tiefe Risse durchzogen sie.
- Die magischen Fackeln explodierten in einem Regen aus Funken.
- Valerius wurde zurückgeschleudert, benommen, aber unverletzt – ironischerweise von Kaels Ausbruch gerettet.
- Die ölschwarze Kreatur, der Schattenprüfer, taumelte, ihr gellendes Heulen schnitt durch Mark und Bein. Ihre roten Augen richteten sich nicht länger zornig, sondern neugierig auf Kael, ehe sie in einem Schwall aus undurchdringlichem Nebel zerfiel und zwischen den Gebäuden verschwand.
Für einen Herzschlag herrschte Stille. Dann zerfiel die Menge, eben noch eine einzige, höhnisch lachende Einheit, in ein Chaos hysterisch schreiender Individuen, die um sich schlugen, stolperten, sich gegenseitig niedertrampelten, nur um zu entkommen.
Rauch stieg auf, die Luft schmeckte nach verbranntem Ozon. Kael stand inmitten der Verwüstung, keuchend, die Handflächen rauchend. Das Summen in seinem Kopf war verstummt. Zum ersten Mal in seinem Leben herrschte Stille. Und sie war berauschend.
Dann brach das Chaos erneut los. Schreie, Heilerrufe, hastige Flucht.
Valerius rappelte sich auf, Gewand beschmutzt, Haare zerzaust. Sein Blick traf Kael. Kein Spott mehr. Nur Entsetzen. Nur Furcht.
„Was… was bist du?“, stammelte er.
Bevor Kael antworten konnte – was hätte er auch sagen sollen? – legte sich eine schwere Hand auf seine Schulter. Zwei Wachen des Konklaves traten neben ihn, Rüstungen verbeult, Gesichter ernst.
„Kael, Träger des Oculus Imperium“, sagte einer. „Das Konklave verlangt nach dir. Sofort.“ Sein Blick schweifte über die Zerstörung und zurück zu Kael. „Es scheint, deine Macht ist erwacht.“
Die Hand lag noch auf Kaels Schulter, als es geschah.
Die Welt erlosch wie ein Bild, das im Wasser verschwimmt. Rauch, Schreie, Licht – sie zerflossen zu dumpfem Rauschen. Kälte breitete sich in seinem Schädel aus, eisig, fremd.
Dann eine Stimme. Kein Laut, sondern ein Flüstern direkt in seinem Geist, wie Schwerter, die über Stein kratzen.
Was… ist… das?